Biodeutsch war gestern
Das „biodeutsche“ Team gehört der Vergangenheit an. In Unternehmen jeglicher Couleur – seien es handwerkliche Betriebe, Banken, Versicherungen, Konzerne, Krankenhäuser, Arztpraxen – überall finden sich Menschen unterschiedlicher Kulturen. Nicht zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels werden Firmen immer internationaler. Wie können Führungskräfte diesem Status quo begegnen und Synergien statt Konflikte generieren?
Oft kommen Unternehmen zu mir und bitten um ein interkulturelles Training, wenn der Schmerz zu groß geworden ist. „Vieles läuft in unseren internationalen Teams nicht mehr rund, was vorher toll klappte.“ „Unter den internationalen Mitarbeitenden herrscht eine hohe Fluktuation. Ich weiß echt nicht, warum die alle gehen.“ „Ich glaube, wir müssen jetzt doch mal genauer hinschauen.“ Solche und ähnliche Themen kommen dann auf mich zu. Sicher kann auch zu diesem „späten“ Zeitpunkt geholfen werden, aber wie bei allem ist Vor-Sorge besser als Nach-Sorge.
Andersartigkeit verstehen und sinnvoll nutzen lernen – kein nice to have, sondern must have
Alles beginnt damit, Verständnis für andere Kulturen aufzubringen. Zu lernen, wie die Unterschiede sinnvoll genutzt werden können. Also wie komme ich zu Synergien? Was hat das Team davon, wenn es bunt zusammengewürfelt ist und die unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungen, Kommunikationsgewohnheiten und Werte zusammenkommen? Und wo habe ich meinen Anteil an dieser Entwicklung?
Wisse, wie Du Deine Internationalen willkommen heißen sollst
Wir Deutsche fallen sehr direkt mit der Türe ins Haus, das ist unsere Art. Aber so kommunizieren nicht alle Nationen, sondern sind sehr viel verhaltener, sehr viel indirekter. Auch als Führungskräfte. Hinzu kommt, dass die meisten anderen Länder ein abweichendes Verständnis von Hierarchie und vom Umgang im Team haben. Dessen muss man sich als Chef oder Chefin bewusst sein und vor allem wissen, mit welchen Gewohnheiten und Erfahrungen die Internationalen in eine deutsche Firma kommen. Was erwarten sie von Dir als Vorgesetztem? Bist Du mehr Coach? Bist Du mehr Kumpel? Bist Du jemand, der klare Ansagen machen soll? Hier geht es um die Balance zwischen Micromanagement und weitreichender Delegation. Werden Aufgaben eigenverantwortlich übernommen oder auch bei vermeintlichen Kleinigkeiten auf die „Freigabe“ von oben gewartet? Dies zu klären ist ganz entscheidend, um Konflikte zu vermeiden und in der Position als Führungskraft auch als solche respektiert zu werden.
Nutze die Andersartigkeit synergetisch
Sprachkompetenzen zu nutzen, die Vielfalt an Ideen, Kreativität, Perspektiven, Werten, Kommunikationsmustern – leider wird dies viel zu selten genutzt und verpufft im Nirvana. Mein Tipp ist immer: Redet über das Thema Kultur. Also fragt nach: Wie wäre es denn jetzt bei dir in Brasilien? Wie würdet ihr dieses Problem dort angehen? Das ist zudem eine Wertschätzung im Sinne von „der andere fühlt sich wahrgenommen und kann sagen, du, wir würden das soundso machen.“ Voneinander lernen ist so wichtig. Schließlich ist nichts in Stein gemeißelt und Anregungen oder andere Verhaltensweisen können nur den Radius erweitern und somit langfristig Synergien bilden.