Darum ist eine erfolgreiche Integrationsstrategie für Unternehmen unverzichtbar
Das Thema Integration und eine gelebte Willkommenskultur waren selten so relevant wie heute und gleichzeitig auch so kontrovers diskutiert.
Ob vor Kriegen geflüchtete Menschen aus der Ukraine oder Syrien oder im Ausland rekrutiere Fachkräfte, unsere Gesellschaft wird durch verschiedene Formen der Zuwanderung immer vielfältiger und bunter. Dadurch stehen wir vor neuen Herausforderungen und Chancen für unser Zusammenleben. Leider wird der Begriff der Integration zunehmend politisiert und spaltet die Gemüter. Diskriminierung und Hass prägen den gesellschaftspolitischen Diskurs, Parteien wie die AfD sprechen sogar von „Remigration“, also die bewusste „Rückführung unerwünschter Zuwander*innen“ – ein schrecklicher Gedanke! Für mich Anlass genug, um ein Zeichen für Menschenrechte und gegen das Weltbild dieser rechtspopulistischen Menschen zu setzen und mich bewusst für eine nachhaltige Integration einzusetzen.
Integration braucht interkulturelle Kompetenz
Wir von compass international verstehen uns als Integrationshandwerker*innen und leben in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden eine aktive Willkommenskultur. Wer unser Leitbild kennt, der weiß, dass eine gelingende Integration die Motivation für unser alltägliches Handeln ist. Dazu gehören neben den Relocationleistungen vor allem Workshops zur interkulturellen Sensibilisierung, im Bereich der Antidiskriminierung oder die Sensibilisierung für Diversity.
So ziemlich alle Unternehmensbereiche durchlaufen seit vielen Jahren einen Prozess der Internationalisierung. Interkulturelle Kompetenz und diversitätsbewusstes Handeln sind auf allen Ebenen gefragt und unerlässlich und ein wichtiger Baustein zur Integration.
So gelingt eine erfolgreiche Integration
Integration im Unternehmen sollte das Ziel verfolgen, allen Mitarbeitenden das Gefühl von Zugehörigkeit oder ‚Belonging‘ zu geben. Meiner Meinung nach trägt ein Unternehmen damit auch einen Teil dazu bei, den Zusammenhalt in der ganzen Gesellschaft zu stärken. Respekt, gegenseitiges Vertrauen, ein Zugehörigkeitsgefühl und gemeinsame Verantwortung sind entscheidende Bausteine für ein funktionierendes Zusammenleben. Tatsächliche Teilhabe in allen Bereichen also am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben ist entscheidend für eine nachhaltige Integration.
Nicht selten wird Integration aber als ein „sich in feste Strukturen eingliedern“ verstanden, also eher als das vollständige Übernehmen der Regeln, Normen und Werte. Ich verstehe darunter allerdings eher Assimilation und sehe das nicht als zielführend. Denn es ist eine Tatsache, dass sich Kulturen vermischen – gut zu beobachten lässt sich das bei multikulturellen Teams. Da entsteht – auch völlig ohne Zutun – eine neue Teamkultur, die Bestandteile der Kulturen der Teammitglieder und der bestehenden Unternehmenskultur enthält. Mit Zutun, also beispielsweise mit einem interkulturellen Teamtraining, kann ganz bewusst an dieser neuen Kultur gearbeitet und alle kulturellen und vielfältigen Anteile können wertschätzend eingebracht werden.
Integration ist immer eine 2-Bahn-Straße und verlangt Engagement auf allen Ebenen und von allen Beteiligten! Es gibt keine „privaten Anteile“ von Integration, Unternehmen haben auch eine Verantwortung für die soziale Integration ihrer internationalen Mitarbeitenden – und nicht zu vergessen – auch derer Familien. Dazu gehören die Förderung der Sprachkompetenz, Workshops zur interkulturellen Kompetenz – für die Mitarbeitenden und alle Familienmitglieder. Selbstreflexion, Perspektivwechsel und eine gute Kommunikation mit allen Beteiligten sind wegweisend für jede Integration und Zusammenarbeit.
Ein Großunternehmen zeigt, wie es geht
In der 47. Folge unseres „Müller & Schulz Podcast mit Haltung“ haben Elke Schulz und ich uns bereits über die Bedeutung von Integration als 2-Bahn-Straße ausgetauscht. Den Link zur Folge findest du hier. Dort haben wir über das Einrichtungshaus Ikea gesprochen und wie dies zu einer erfolgreichen Integration beiträgt. Während des Ramadan, dem Fastenmonat der Muslime, hat der Möbelriese seine Arbeitsbedingungen angepasst, um den Bedürfnissen seiner Mitarbeiter*innen gerecht zu werden. So wurde die Betriebskantine auch für die Nachtschicht geöffnet, damit praktizierende Muslime in Ruhe ihr Fastenbrechen praktizieren konnten und nicht hungrig arbeiten mussten. Bevor Ikea sich zu diesem Schritt entschloss, haben muslimische Mitarbeitende Urlaub genommen. Eine herzliche und einfache Geste, die zeigt, dass man auch in einem multinationalen Konzern die Bedürfnisse einer Minderheit wahrnehmen und in die eigenen Routinen umsetzen kann. Das ist kein neues Beispiel, aber eines, das meiner Meinung nach zeigt, dass kleine Schritte große Wirkung haben können.
Mein Appell an alle Leser*innen
Gelungene Integration bedeutet, sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen. Sie bedeutet die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses, wie wir in Organisationen und der Gesellschaft zusammenleben und miteinander umgehen wollen. Integration kann nur als wechselseitiger Prozess gelingen und setzt das Engagement aller voraus. Erst so kann unsere demokratische Grundordnung, Gleichberechtigung, Toleranz und Freiheit weitergegeben werden. Daher mein Appell an alle Leser*innen: Aktive Arbeit an der Integration schafft ein gemeinsames Zusammenleben. Sie baut Brücken zwischen Kulturen und ermöglicht einen Umgang auf Augenhöhe und die Wertschätzung kultureller Besonderheiten. Kleine, aber bewusste, Gesten vermitteln diese Wertschätzung und Respekt und sorgen für ‚Belonging‘. Darum sind bewusste Integrationsmaßnahmen in Unternehmen unverzichtbar und eröffnen weitere Handlungsspielräume.
Zum Thema noch ein Buchtipp: „Integriert euch!“ von der Soziologin Annette Treibel, erschienen bei campus. Angesprochen werden mit dem Buch alle, auch „wir Deutschen“, denn „auf dem Weg zu einem selbstbewussten Einwanderungsland ist Integration ein Projekt für alle!“