Eine Vision, die (noch) provoziert: Was wäre, wenn wir keine Diversity-Programme mehr bräuchten?

Was wäre, wenn es keine Abteilungen für Diversity-Equity & Inclusion (DEI) mehr gäbe? Wenn niemand mehr an einem Workshop zur „interkulturellen Kompetenz“ teilnehmen müsste? Wenn Begriffe wie Chancengleichheit, Zugehörigkeit oder Gleichstellung ganz selbstverständlich gelebt würden? Diese Vorstellung wirkt fast utopisch. Und doch begegnen uns zunehmend Unternehmen, die sich aus wirtschaftlichem Kalkül von ihren Diversity-Initiativen verabschieden. Oftmals ist es der drohende Verlust von Aufträgen in den USA oder die Angst vor politischer Polarisierung. Aber: Kann das die ganze Wahrheit sein? Und: Welche Folgen hat diese Entwicklung für Betroffene, für Unternehmen, für unsere Gesellschaft?

Vielfalt als Norm statt Ausnahme

Vielfalt ist längst Realität: in Teams, Märkten, Lebensläufen und Lebensentwürfen. Was noch fehlt, ist Normalität im Umgang damit. Noch immer behandeln Organisationen Diversity wie ein Sonderprojekt: begrenzt in Zeit, Budget und Einfluss, ausgelagert in Taskforces oder auf Einzelpersonen mit persönlichem Engagement reduziert.

Solange Vielfalt als „Add-on“ behandelt wird, bleibt Inklusion eine Paralleldisziplin. Zwar gut gemeint, aber nicht systemrelevant. Der eigentliche Wendepunkt kommt erst, wenn Diversity kein Anhängsel mehr ist, sondern mitgedacht, mitgesteuert und mitgemessen wird.

Die Vision: DEI nicht implementieren, sondern leben

Meine Vision ist klar: Wir brauchen keine Diversity-Programme mehr, weil Vielfalt längst selbstverständlich ist. Nicht, weil wir aufhören, uns für Gleichberechtigung einzusetzen, sondern weil der Kampf gewonnen wurde. Weil Strukturen gerecht sind. Weil alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Behinderung, Alter, Religion oder sexueller Orientierung gleichberechtigt mitwirken und aufsteigen können.

Diese Vision ist ein Aufbruch. Denn aktuell sind wir noch weit davon entfernt. Diskriminierung passiert. Sie geschieht subtil, strukturell oder offen. Schutzräume, Maßnahmen, Programme und Ressourcen bleiben notwendig. Aber das Ziel muss sein: Diversität als Grundprinzip. Kein Programm für Ausnahmefälle, sondern gelebte Selbstverständlichkeit.

Was es konkret braucht

Um dorthin zu kommen, braucht es keine weiteren Leuchtturmprojekte. Es braucht einen tiefgreifenden Kulturwandel. Einen Wandel, in dem Vielfalt nicht stört, sondern stärkt. Wo sie kein Risiko, sondern Ressource ist. Und das bedeutet:

  • Recruiting, das unbewusste Vorurteile erkennt und auflöst, statt sie zu reproduzieren.
  • Führung, die Macht teilt und nicht nur Einzelbeispiele in Hochglanzbroschüren feiert.
  • Kommunikation, die alle erreicht, nicht nur die Mehrheit.
  • Prozesse, in denen Zugehörigkeit mitgeplant wird, nicht nachgelagert.

Vielfalt braucht Führung und Haltung

Die Transformation beginnt in den Köpfen und Herzen. Es braucht Führungskräfte, die Räume öffnen. Die nicht fragen: „Wie viele Frauen haben wir im Führungskreis?“, sondern: „Warum fehlen sie?“. Und die dann Konsequenzen ziehen.

Vielfalt darf kein Tool im Methodenkoffer sein, das je nach Modetrend mal mehr oder weniger genutzt wird. Sie ist eine Frage der Haltung. Und diese Haltung muss sich im System abbilden, jederzeit: im Qualitätsmanagement genauso wie in der Innovationsstrategie, im Controlling genauso wie in der Unternehmenskommunikation.

Unternehmen in Verantwortung

Unternehmen sind Teil unserer Gesellschaft und gestalten sie mit. Deshalb dürfen sie sich nicht wegducken, wenn Diversität unter Beschuss gerät. Auch wenn es unbequem ist, braucht es Positionierung. Unternehmen, die Vielfalt vorleben, statt sie zu verwalten. Die wissen: Wer Pluralität fördert, sichert neben Innovation auch langfristig Wettbewerbsfähigkeit.

Die Vision beginnt heute

Vielfalt wird erst dann selbstverständlich, wenn wir aufhören, sie ständig neu begründen zu müssen. Solange das nicht der Fall ist, brauchen wir Programme, Schutzräume und Stimmen. Aber unser Ziel sollte klar sein: Eine Gesellschaft und Organisationskultur, in der DEI nicht implementiert, sondern gelebt wird. Jeden Tag neu. Von allen, egal ob CEO oder Reinigungskraft.

Jede Veränderung beginnt mit einer Vision. Diese ist meine. Welche ist deine?

Lass uns ins Gespräch kommen:

Wie gelingt echte Vielfalt in deinem Unternehmen, jenseits von Programmen und Pflichtterminen?