Es lebt … - unser Leitbild! Gemeinsam Vielfalt erleben

Diversity, Nachhaltigkeit und gelebte Inklusion – klingt oft wie leere Ideale, die in Leitbildern festgeschrieben, aber selten wirklich gelebt werden. Doch was passiert, wenn man diese Werte tatsächlich in die Praxis umsetzt? 2022/23 haben wir unser Leitbild entwickelt. Bei unserem Klausurtag im Februar 2024 haben wir noch einmal hinterfragt, ob es auch nach einem Jahr „in Benutzung“ noch für uns passt. Wir kamen zu dem Beschluss, dass es in der Tat gut passt und wir es bei unserem täglichen Tun im Blick behalten wollen. Im Oktober fand dann noch unser Social Day statt, der uns eindrücklich gezeigt hat, wie bereichern und transformativ echte Begegnungen sein können. Im Prinzip eine aktive und praxisorientierte Auseinandersetzung mit einem Teil unseres Leitbilds.

Die Integrationshandwerker*innen

Fangen wir hinten an, bei unserem Social Day: Dieser hat seit 2021 Tradition bei compass international. In den vergangenen Jahren haben wir uns immer ein ökologisches Projekt vorgenommen und diese Tage jeweils mit dem LBV (Landesverband für Vogelschutz), Sektion Schwaben Kempten-Oberallgäu umgesetzt. Wir haben Hecken als Einflugschneise für Fledermäuse gepflanzt, wir haben die Basis für eine Wildblumenwiese geschaufelt oder Bienenhotels gebaut. Diese handwerklichen Tätigkeiten fanden im wahrsten Sinne des Wortes Einzug in unser Leitbild – der Begriff „Integrationshandwerker*innen“ wurde so gefunden!

Diversity & Inklusion erleben

Bereits im Oktober 2023 haben wir Michael Roller von der Laufenmühle in Welzheim kennengelernt und darüber gesprochen, dass auch dort die Möglichkeit besteht, einen Social Day zu organisieren. In der CHRISTOPHERUS Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Laufenmühle werden ca. 130 sogenannte geistig behinderte Menschen begleitet und gefördert. Nach einigen weiteren Gesprächen war klar: Wir passen gut zusammen! Und so kam unser diesjähriger Social Day zustande, der ein Zeichen für gelebte Inklusion und Nachhaltigkeit setzte. Gemeinsam mit zwei Betreuer*innen und einem Team von sieben Bewohner*innen der Laufenmühle ging es an die Arbeit: Der Lama-Stall war zu streichen, er brauchte einen zusätzlichen Dachanbau, es musste ein neuer Zaun auf der Lama-Weide gesetzt werden und der Vorplatz und ein Weg neben der Weide brauchten dringend ein Update mit Kies und Hackschnitzeln.

Zweifel an der gemeinsamen Umsetzung?

Ja, die gab es – auch wir von compass sind nicht vorurteilsfrei. Es gab Gedanken wie „Ob die behinderten Menschen auch wirklich mit anpacken können?“ oder „Wie wird es wohl, im Team mit eingeschränkten Möglichkeiten all das umzusetzen?“. Wir wurden sehr schnell eines Besseren belehrt – wir haben als echtes Team angepackt! Keine oder keiner hat mehr Menschen mit Einschränkungen gesehen, sondern motivierte, fröhliche und sehr nahbare Kolleg*innen, die sich so richtig ins Zeug gelegt haben.

So war dieser Social Day nicht nur ein weiterer handwerklicher Einsatz, sondern eine äußerst lehrreiche Erfahrung, die unser Team nachhaltig berührte. Das Gefühl der Nähe und Herzlichkeit war für uns erst ungewohnt, da es im Arbeitsalltag sonst selten Raum für solche Begegnungen gibt. Wir haben an diesem Tag gelernt, wie bereichernd es ist, sich authentisch und ohne Berührungsängste einzubringen. Diese Erfahrung hat uns nicht nur körperlich, sondern auch emotional gefordert.

Unsere Learnings

Nicht nur arbeiten, sondern auch lernen – so könnte ein Motto dieses sehr besonderen Tages lauten. Denn gelernt haben wir enorm viel!

Zum Beispiel:

  • Nimm dich nicht so wichtig!
  • Sei authentisch, verstelle dich nicht bzw. verstecke deine Persönlichkeit nicht hinter einer Rolle.
  • Echte Herzlichkeit schafft Wärme und eine unglaubliche Basis für gute Zusammenarbeit.
  • Inklusion ist möglich und muss endlich zur Selbstverständlichkeit werden.
  • Vielfalt muss man erleben und leben.
  • Echte Begegnungen bauen Vorurteile sehr schnell ab.
  • Augenhöhe gelingt zwischen allen – wenn es alle zulassen und als Selbstverständlichkeit betrachten.
  • Es braucht viel mehr diese sehr besonderen Orte, an denen solche intensiven Begegnungen möglich sind.

Unsere Kollegin Angelika Genthe bringt es auf den Punkt: „Ich habe mal wieder gelernt, dass es sich immer lohnt, auf Fremde zuzugehen, ihnen zuzuhören. Es macht Spaß, von anderen so frei heraus zu erfahren, was ihnen wichtig ist - von dieser Offenheit können wir, aus der „nicht-behinderten Welt“, uns eine dicke Scheibe abschneiden!“

Matija Biondic findet „die Freude, die diese Menschen im Umgang mit völlig fremden Menschen haben, ist eine Eigenschaft, von der wir alle etwas mitbringen sollten.“ Und Janete Munsch findet, „dass es für unsere Arbeit in einem interkulturellen Team eine Bereicherung war. Es zeigte uns, wie wir mit verschiedenen Situationen umgehen können.“

Und das Leitbild?

Das sagt unter anderem „Wir leisten einen aktiven und nachhaltigen Beitrag, um einen kultursensiblen und diversitätsbewussten Umgang in Unternehmen, Organisationen und in der Gesellschaft selbstverständlich zu machen.“ Und „Ein achtsamer, wertschätzender und partnerschaftlicher Umgang auf Augenhöhe mit unseren Kund*innen, Kooperationspartner*innen, freien Mitarbeitenden und innerhalb unseres Teams ist entscheidend für uns.“

Da wir nicht alle Aspekte von Diversity im eigenen Team haben, war unser Social Day die perfekte Gelegenheit, dazuzulernen und ein noch besseres Verständnis für gelebte Vielfalt zu bekommen. Der Tag hat uns bestärkt, dass wir in unserer Arbeit auf einem guten Weg sind und unser Leitbild viel mehr ist, als eine Aneinanderreihung schöner Floskeln.

Unser Leitbild können Sie hier nachlesen.