Generationenkonflikt am Arbeitsplatz: Alt gegen Jung oder Chance für Vielfalt?

Schon immer arbeiteten verschiedene Generationen gleichzeitig auf dem Arbeitsmarkt. Die „alten Hasen“ und die „jungen Hüpfer“ sind dabei keine neuen Phänomene. Doch mit der Zeit wurden die Unterschiede zwischen diesen Gruppen stärker betont. Die heutigen Generationen sehen sich mit einer Vielzahl von stereotypischen Beschreibungen konfrontiert, die in Büchern und Medien kursieren. Das Großwerden in bestimmten Zeiträumen und das Erleben besonderer Ereignisse wie die Wirtschaftswunderzeit, die Terroranschläge vom 11. September 2001 oder die Corona-Pandemie prägen Menschen ähnlichen Alters oft auf ähnliche Weise. Dies ist jedoch nur ein Teil der Geschichte.

Die Grenzen der Generationendefinition

Eine pauschalisierte Definition von Generationen hat viele Kritikpunkte. Sozioökonomischer Hintergrund, ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Bildungsniveau und Lebenserfahrungen der Herkunftsfamilie prägen eine Person weitaus entscheidender als die bloße Zugehörigkeit zu einer Generation. Generationen sind soziale Konstruktionen mit willkürlich festgelegten zeitlichen Grenzen. Diese Zuordnung ist subjektiv und variiert je nach Quelle und kulturellem Kontext. Merkmale, die Generationen zugeschrieben werden, sind oft breit gefasst und basieren auf begrenzten oder selektiven Daten. Verallgemeinerungen fördern Stereotypisierung und Vorurteilsbildung, was zu Missverständnissen und negativen Auswirkungen auf die Zusammenarbeit führen kann.

Trotz dieser Kritikpunkte ist die Einteilung in Generationen nicht bedeutungslos. Laut dem Soziologen François Höpflinger hilft diese Einteilung, die Altersgruppen unserer Gesellschaft zu verstehen und deren Bedürfnisse im Kontext des demografischen Wandels zu erfassen. Das Verständnis der spezifischen Merkmale jeder Generation trägt dazu bei, Konflikte zu erkennen und den gegenseitigen Austausch zu fördern.

Die Generationen im Überblick

Generation Golf oder Generation X
Die Generation X, geboren zwischen 1965 und 1979, gilt als ambitioniert, individualistisch und ehrgeizig. Sie sucht nach langfristigen Beschäftigungsmöglichkeiten und erwartet Sicherheit von ihren Arbeitgebern. Diese Generation bringt eine hohe Arbeitsethik mit und schätzt flexible Arbeitsmodelle sowie eine angemessene Work-Life-Balance.

Millennials oder Generation Y (“Why”)
Die Millennials, geboren zwischen 1980 und 1995, sind die erste Generation, die mit der Digitalisierung aufgewachsen ist. Sie legen großen Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben, flexible Arbeitszeiten und Remote-Work. Ihr Beruf soll sinnstiftend sein und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. Millennials bevorzugen eine kooperative Arbeitsumgebung, schätzen Diversität und Inklusion und setzen sich für soziale Gerechtigkeit ein.

Die Digital Natives, die Generation Z:
Die Generation Z, geboren in den späten 1990ern bis Mitte der 2010er-Jahre, ist mit digitalen Technologien aufgewachsen und hat ständigen Zugang zu Informationen. Sie sind an eine schnelllebige und informationsreiche Umgebung gewöhnt, was ihnen die Zuschreibung einbringt, sie könnten sich nicht lange auf eine Aufgabe konzentrieren. Diese Generation bringt ein hohes Maß an Offenheit und Toleranz mit und engagiert sich häufig für soziale und ökologische Themen. Sie suchen sinnvolle und stabile Karrieren, ohne dabei lange bei einem Arbeitgeber zu bleiben.

Altersdiskriminierung und Vielfalt im Arbeitsmarkt

Trotz des Fachkräftemangels ist auf dem Arbeitsmarkt oft eine Altersdiskriminierung zu beobachten. Bewerber*innen ab Mitte 40 werden häufig „aussortiert“. Eine bewusste Förderung der Vielfalt in Teams, indem Mitarbeitende aus verschiedenen Generationen eingestellt werden, kann jedoch positive Effekte haben. Unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen können zu einem produktiveren und kreativeren Arbeitsumfeld führen.

Onboarding: den Generationen gerecht werden

Millennials und Generation Z
Ein digitaler Onboarding-Prozess mit wenig Papier und E-Mails ist für Millennials und die Generation Z wichtig. Die Vernetzung mit neuen Kolleg*innen über interne Kommunikationstools vor dem ersten Arbeitstag ist essenziell. Ein hohes Maß an Unterstützung und eine gute Balance zwischen Freiheit, Vertrauen und Bindung sind entscheidend.

Generation X
Für die Generation X ist es wichtig, ihre Erfahrung und ihr Wissen anzuerkennen. Persönliche Schulungen, klare Erwartungen und individuelle Herangehensweisen sind essenziell. Die Generation X ist neuen Technologien gegenüber offen, wenn diese sinnvoll für den Job genutzt werden können.

Vielfalt als Stärke

Der Arbeitsmarkt bietet eine spannende Mischung aus verschiedenen Generationen. Jede bringt ihre eigenen Stärken und Herausforderungen mit. Ein bewusster Umgang mit diesen Unterschieden und eine Förderung der Vielfalt können zu einem harmonischeren und produktiveren Arbeitsumfeld führen. Es liegt an uns, die Chancen zu erkennen und zu nutzen, die in dieser Vielfalt stecken.