Gib mir ein bisschen Geld … Oder: Warum sich der Invest in die Integration von internationalen Mitarbeitenden allemal lohnt

Onboarding, Willkommenskultur, soziale Integration – ob und wie das bei den Unternehmen stattfindet, bekommen wir bei compass in Verbindung mit unseren Relocation-Leistungen und auch interkulturellen Trainings hautnah mit. Wir nehmen wahr, wie und ob sich internationale Mitarbeiter*innen bei ihren deutschen Arbeitgebern willkommen geheißen fühlen oder eher nicht. Dabei erleben wir, was alles getan wird, aber überwiegend leider, was alles nicht getan wird ...

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Geld? Sie fragen sich wofür? Wir reden vom Onboarding-Prozess, von dem 89% der HR-Verantwortlichen sagen, er verbessere die fachliche Integration und sogar 91% sind überzeugt, er verbessere die soziale Integration. Und gleichzeitig geben 90% dieser HR-Verantwortlichen zu, dass es keine Budgets für den Onboarding-Prozess gibt. Spannender Widerspruch, finden Sie nicht auch?

Und ganz besonders interessant wird es, wenn wir uns das Onboarding internationaler Mitarbeitender anschauen. Denn dieses stellt ein Unternehmen vor zusätzliche Herausforderungen und verlangt gezielte Konzepte. Das Thema Fachkräftemangel ist kaum noch wegzudiskutieren und erfordert eine deutliche Professionalisierung des HR-Bereiches. Es gilt, einen strategischen Prozess aufzusetzen, der beim Recruiting beginnt und sich durch alle Phasen des Onboardings der internationalen Mitarbeitenden und ihrer Familien zieht.

Denn: Gerade die soziale Integration (und hier sind eben auch die Familien gemeint) - außerhalb des eigentlichen Arbeitsumfeldes - fällt gerade in Deutschland extrem schwer. So fällt Deutschland laut der „Expat Insider Studie“ von InterNations unter die 10 Länder, in denen es am schwersten ist, Freunde zu finden. 30% der Befragten gaben an, dass Deutsche unfreundlich sind und 14% sind mit ihrem Leben in Deutschland unzufrieden.

Es ist kein Geheimnis, dass bereits 15% der neuen Mitarbeitenden schon vor dem ersten Arbeitstag daran denken, den neuen Job gar nicht anzutreten und je nach Position verlassen 30 bis 60% der „Neuen“ das Unternehmen im ersten Jahr. Grundsätzlich gehen Experten davon aus, dass es bis zu zwei Jahren dauert, bis neue Mitarbeitende vollständig im Unternehmen angekommen sind. Misslungenes Onboarding kann also schnell mal direkte und indirekte Kosten von bis zu einem Jahreseinkommen (bei Führungskräften) verursachen. Interessant, dass es bei diesen Tatsachen (die ja hinlänglich bekannt sind), keine oder kaum Budgets für einen sinnvollen Onboarding-Prozess gibt …

Die Vorteile eines strategischen Onboarding-Prozesses – gerade für internationale Mitarbeitende – liegen auf der Hand:

  • Die Identifikation mit den neuen Aufgaben und dem Unternehmen oder der Organisation soll rascher gelingen.
  • Die Motivation und damit im besten Fall die Leistungsfähigkeit soll gesteigert werden, weil viel Wertschätzung im Spiel ist.
  • Zusätzlich profitiert das Unternehmen von der (kulturellen) Vielfalt.
 

Die drei Ebenen der Integration

Jede Integration neuer Mitarbeitender hat drei Ebenen. Da ist die fachliche Ebene. Diese wird oft auch ohne jeden Onboarding-Prozess gerade noch ausgefüllt – hier geht es um die Informationen zu Ansprechpartnern, der Organisationsstruktur und um die Aufgabe mit ihren Kompetenzen als solches.

Wenn es um die soziale Ebene geht, gibt es schon sehr viel weniger festgeschriebene Prozesse. Und: Es kommen bei internationalen Mitarbeitenden (inter-)kulturelle Besonderheiten mit ins Spiel. Denn die Frage, was ein „Wir-Gefühl“ ausmacht, beantwortet Sonja aus Schweden anders als Pavel aus Polen oder Neeta aus Indien.

Und nochmals mehr variieren werden die Antworten und Erwartungen von Sonja, Pavel und Neeta, wenn es um die dritte Ebene, die Ebene der werte-orientierten Integration geht. Passt das Unternehmensleitbild mit den Werten der neuen internationalen Mitarbeitenden zusammen? Inwieweit werden sich Unternehmenswerte verändern? Wie werden Werte von den Führungskräften gelebt und somit nachvollziehbar für alle?

Jeder Onboarding-Prozess besteht aus den Phasen

  •  Voreintrittsphase (Pre-Boarding),
  •  Entscheidungsphase,
  •  Konfrontationsphase,
  •  Einarbeitungsphase sowie der
  •  Integrationsphas

und dauert insgesamt zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Diese Phasen betrachten wir in weiteren Blog-Artikeln genauer. Im nächsten Blog fangen wir schon einen Schritt vor den Onboarding-Prozess-Phasen an und betrachten das Thema „Interviews mit internationalen Kandidat*innen“ genauer.

An dieser Stelle sei also nochmals betont: Es lohnt sich, in die Integration der neuen Mitarbeitenden zu investieren. Das ist niemals rausgeschmissenes Geld, sondern ein Invest in die kulturelle Vielfalt einer Unternehmung.