In 20 Sprachen um die Welt

Der heutige Tag der Muttersprache – eigentlich wäre Erstsprache ein neutralerer Begriff – geht auf eine Initiative Bangladeschs zurück und wird seit 2000 weltweit unter dem Dach der UNESCO begangen.
Sprachliche Vielfalt bedeutet kulturelle Vielfalt. Sprache transportiert Wissen. Sprache ist Identität. Über Sprache wird Macht transportiert. Umso tragischer, dass fast die Hälfte der weltweit fast 6700 gesprochenen Sprachen vom Aussterben bedroht sind. Das bedeutet, dass alle zwei Wochen eine Sprache verloren geht und somit Wissen, Traditionen und Kultur.
Um sprachliche Vielfalt geht es auch in dem wunderbaren Buch des Journalisten Gaston Dorren „In 20 Sprachen um die Welt“, das ich zum heutigen Tag der Muttersprache gerne vorstellen möchte.

Eher zufällig bin ich in der Buchhandlung über diesen Titel gestolpert, der mich als interkulturelle Trainerin neugierig gemacht hat. Alleine der Text auf der Rückseite mit Fragen wie „Warum sprechen japanische Frauen anders als japanische Männer?“ oder „Wie konnte das kleine Portugal eine Weltsprache hervorbringen und Holland nicht?“ macht neugierig!

Gaston Dorren beschreibt die zwanzig Sprachen, die von ungefähr der Hälfte der Weltbevölkerung gesprochen werden. Dabei leben 90% der Menschen in Ländern, in denen eine oder mehrere dieser 20 Sprachen gesprochen werden.

Jedes Kapital beginnt mit einer Art „Steckbrief“ der Sprache: Zu welcher Sprachfamilie gehört sie, welche Besonderheiten gibt es in der Grammatik, der Schrift, gibt es Lehnwörter usw. – kurz und knackig auf einer Seite. Alleine hier lässt sich schon vieles über die jeweilige Sprache erfahren.

Die Kapitel sind sehr unterschiedlich: Mal beschreiben sie die eigene Lernerfahrung des Autors (Vietnamesisch), mal wird die Geschichte der Sprache (Persisch) in einem Zwiegespräch beschrieben, mal geht es um Kolonialgeschichte (Portugiesisch), mal um den „richtigen“ Satzbau (Deutsch). Diese Unterschiedlichkeit, mit der die 20 Sprachen beschrieben werden, machen dieses Buch enorm vielschichtig – so vielschichtig, wie auch die 20 Sprachen insgesamt sind.

Dieses Buch macht einfach großen Spaß. Ich habe die Kapitel in einer bunten Reihenfolge gelesen, abhängig davon, über welche Sprache ich Lust hatte, mehr zu erfahren.

Dorren beschreibt, wie Sprachen zu ihrer Schrift gekommen sind oder hinterfragt, wann eine Sprache sich als Lingua Franca eignet. Denn: die meisten der 20 Sprachen sind eine Lingua Franca, da es in vielen Ländern neben der Hauptsprache bzw. Amtssprache noch zig Dialekte oder Sprachen einzelner Volksgruppen gibt. Alleine drei Sprachen des indischen Subkontinents werden vorgestellt: Tamil, Panjabi und Hindi-Urdu – mit insgesamt mehr als 765 Millionen Sprecher*innen!

Deutsch hat es nicht unter die Top 10 geschafft, sondern landet mit ca. 200 Millionen Sprecher*innen auf Platz 11. Platz 20 hat Vietnamesisch mit gut 85 Millionen Sprecher*innen inne, Platz 1 mit 1,5 Milliarden natürlich Englisch.

Dieses Buch ist mein Lesetipp für alle, die an Sprachen und Kulturen interessiert sind. Für jene, die vielleicht ein bisschen mehr über die eigene (Erst-)Sprache erfahren möchten und für diejenigen, für die Sprache auch etwas Sinnliches hat!

Ein Sachbuch mit viel Esprit, Witz & Wissen!

Ach so, der Autor spricht Niederländisch, Limburgisch, Englisch, Deutsch und Spanisch und liest Französisch, Afrikaans, Friesisch, Portugiesisch, Italienisch, Katalanisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Luxemburgisch und Esperanto.

Wir bei compass sprechen übrigens auch einen Teil dieser 20 Sprachen: Deutsch, Englisch, Türkisch, Portugiesisch, Spanisch, Französisch, Arabisch, ein bisschen Mandarin …. Ja, diese babylonische Vielfalt macht uns mit aus!