Kommunikation im Gesundheitswesen – Der Schlüssel zu besserer Patientenversorgung
In einer unserer letzten Podcastfolge haben Elke Schulz und ich uns anlässlich des Welttages der Patientensicherheit darüber unterhalten, welche Rolle die Kommunikation beim Thema Sicherheit spielt.
Elke Schulz arbeitet immer wieder als Kommunikationstrainerin in Kliniken oder Praxen und kann auf einen großen Erfahrungsschatz an guten und schlechten Beispielen zurückgreifen. Wir sind übereingekommen, dass Kommunikation im Gesundheitswesen eine entscheidende Rolle spielt, insbesondere im Austausch zwischen Ärzt*innen, Pflegepersonal, Patient*innen sowie deren Angehörigen. Missverständnisse können schwerwiegende Folgen haben – sei es bei der Diagnose, Therapie oder der Pflege. Eine klare, respektvolle und verständliche Kommunikation schafft Vertrauen und trägt wesentlich zum Heilungsprozess bei. In einer so sensiblen Umgebung, in der es oft um Leben und Tod geht, ist der reibungslose Austausch von Informationen unabdingbar. Doch das Gesundheitswesen ist ein komplexes System, in dem viele Akteure involviert sind, was die Kommunikation zu einer Herausforderung macht.
Die Rolle von Angehörigen und Freunden
Angehörige und Freunde von Patient*innen sind oft eine wichtige Stütze im Genesungsprozess. Sie übernehmen nicht nur emotionale Unterstützung, sondern fungieren auch als Vermittler zwischen Patient*innen und medizinischem Personal. Viele Patient*innen fühlen sich überfordert, wenn es darum geht, medizinische Informationen zu verstehen und daraus abgeleitet, notwendige Entscheidungen zu treffen. In solchen Situationen übernehmen Angehörige oft eine Art „Übersetzerfunktion“ und unterstützen dabei, die Aussagen der Ärzt*innen verständlicher zu machen.
Allerdings kann diese Rolle auch problematisch werden, wenn die Kommunikation zwischen den medizinischen Fachkräften und den Angehörigen nicht gut funktioniert. Ärzt*innen und Pflegekräfte müssen dabei eine Balance finden: Einerseits sollen sie Angehörige und Freundinnen einbeziehen, andererseits muss die Privatsphäre und Selbstbestimmung der Patient*innen gewahrt werden. Eine offene und empathische Kommunikation ist hier der Schlüssel. Gutes Zuhören ist gefragt, Mut nachzufragen und die Fähigkeit, komplexe Themen verständlich zu erklären.
Das Gesundheitssystem und Profitdenken
Eine der größten Herausforderungen im modernen Gesundheitssystem ist das Spannungsverhältnis zwischen medizinischen Notwendigkeiten und wirtschaftlichen Interessen. In vielen Ländern steht das Gesundheitssystem unter großem finanziellen Druck. Krankenhäuser und Kliniken sind oft gezwungen, wirtschaftliche Effizienz vor medizinischen Bedürfnissen zu stellen, was sich auf die Patientenversorgung auswirken kann.
Profitdenken kann dazu führen, dass Entscheidungen nicht immer im besten Interesse der Patient*innengetroffen werden. So kommt es vor, dass bestimmte Behandlungen bevorzugt werden, weil sie finanziell lukrativer sind, während andere, möglicherweise ebenso wichtige, vernachlässigt werden. Dieses Dilemma belastet sowohl die Kommunikation im Gesundheitssystem als auch das Vertrauen der Patientinnen in die medizinische Versorgung.
Hierarchien und Machtdynamiken
Ein weiteres Hindernis für eine reibungslose Kommunikation im Gesundheitswesen sind die bestehenden Hierarchien und Machtdynamiken. Ärzt*innen, insbesondere in leitenden Positionen, haben (scheinbar) oft das letzte Wort bei medizinischen Entscheidungen, während Pflegekräfte und Patient*innen sich in einer passiveren Rolle wiederfinden. Dieses (echte oder auch nur vermeintlich wahrgenommene) Machtgefälle kann dazu führen, dass Bedenken oder Meinungen von Pflegepersonal oder Patient*innen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Umso wichtiger ist dann die Förderung eines offener Austauschs auf Augenhöhe mit allen Beteiligten. Hierarchische Strukturen können eine offene Kommunikation erschweren und sollten regelmäßig hinterfragt und angepasst werden, um eine patientenzentrierte Versorgung sicherzustellen. Sind bestehende Strukturen allen klar und jede/r ist sich seiner Rolle (und der damit einher gehenden Verantwortung) bewusst, sind Macht und Hierarchie nicht nur negativ zu betrachten!
Interkulturelle Kompetenz
In einer zunehmend globalisierten Welt wird interkulturelle Kompetenz im Gesundheitswesen immer wichtiger. Internationales medizinisches Personal trifft auf Patient*innen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, jeder bringt die eigene Werte, Traditionen und Erwartungen in Bezug auf Gesundheit und Krankheit mit. Ein tieferes Verständnis dieser kulturellen Unterschiede ist entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und somit wieder die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.
Interkulturelle Kompetenz umfasst nicht nur sprachliche Fähigkeiten, sondern auch Sensibilität für unterschiedliche Kommunikationsstile und Vorstellungen von Krankheit und Heilung. Ärzt*innen und Pflegekräfte sollten entsprechend geschult werden, um kulturelle Barrieren abzubauen und die Versorgung für alle Patientinnen zu verbessern. Insgesamt zeigt sich, dass Kommunikation im Gesundheitswesen ein vielschichtiges Thema ist, das durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Umso wichtiger ist es, diesen Bereich kontinuierlich zu verbessern, um das Wohl der Patient*innen in den Mittelpunkt zu stellen.