Rückblick „Pretzels & Cultures“ am 03. Juli 2018

Was ist eigentlich typisch Deutsch? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Workshops am 3. Juli aus unserer Seminarreihe „Pretzels & Cultures“. Die Teilnehmerinnen, alle samt Deutsche, die viel mit internationalen Kunden zu tun haben, waren sich anfänglich gar nicht so sicher, ob „wir“ denn tatsächlich so anders ticken als andere Kulturen.

Anhand einer Fotografie, die eine Alltagsszene aus einem anderen Land zeigte, wurde über menschliche Wahrnehmung diskutiert – diese ist kulturell geprägt und verleitet uns in einem wenig bekannten Kontext gerne zu einer Interpretation der Situation und nicht zu einer neutralen Beobachtung. Diese Interpretation basiert oftmals auf Stereotypen, die wir über „die Anderen“ im Kopf haben oder gar – im negativen Fall – auf (nicht überprüften) Vorurteilen und führt in den meisten Fällen zu einer negativen Bewertung der Situation.

Fazit der Teilnehmerinnen

Im interkulturellen Kontext macht es ganz viel Sinn, immer mal wieder bewusst die Metaebene einzunehmen und erst einmal zu beobachten. Anschließend kann beim Gegenüber nachgefragt werden, warum er oder sie gerade so handelt. Und insgesamt sollte eine Bewertung von „richtig“ oder „falsch“ vermieden werden. 

„Was ist für uns normal?“

Elke Müller, die Referentin des Workshops, hat dann den Teilnehmerinnen die deutschen Kulturstandards vorgestellt. Als Kulturstandards werden nach Prof. Dr. Alexander Thomas „alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns (…), die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich persönlich und für andere als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden“ bezeichnet.  

Gemeinsam wurde diskutiert, wie diese auf die internationalen Kunden, Kollegen und Geschäftspartner wirken – also wie gehen diese mit unserem Verständnis von Pünktlichkeit, unserer Sachorientierung und sehr direkten Kommunikation um? Was können wir tun, um nicht als unhöflich wahrgenommen zu werden, nur weil wir zu Beginn eines Gesprächs uns wenig bis gar nicht für die andere Person interessiert haben? 

Wie weit können und wollen wir uns dem Anderen annähern?

Alle waren sich einig, dass es hilft, die eigene kulturelle Prägung immer mal wieder zu hinterfragen und sich mit der des Gegenübers auseinanderzusetzen. Genauso wichtig ist es, die eigenen Grenzen zu kennen – also wie weit kann und möchte ich mich in interkulturellen Situationen „dem Anderen“ annähern und wann muss ich mit ihm darüber sprechen, dass wir völlig verschiedene Herangehensweisen haben? 

„Ich bin sowas von Deutsch!“

Für die Teilnehmerinnen war nach den drei Stunden des Workshops klar, dass es viel Sinn macht, sich mit der eigenen interkulturellen Prägung zu beschäftigen, um festzustellen: „Ich bin so was von Deutsch!“ – so eine spontane Äußerung einer Teilnehmerin – oder um zu erkennen, dass „es oft ein echter Spagat ist, sich auf meinen chinesischen Gesprächspartner einzulassen und mir nun klarer ist, was sich dahinter verbirgt.“ 

Weil Kultur mehr als „nur so ein Gefühl“ ist

Alles in Allem war es ein Workshop, in dem viel gelacht wurde, es überraschende neue Einsichten und die Erkenntnis gab, dass Kultur mehr ist als „nur so ein Gefühl“ und interkulturelle Kompetenz bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich beginnt.