Überwindung von Stereotypen und Nutzung von Synergien - wie Altersdiversität neue Chancen schafft

Altersstereotype und Vorurteile

In unserem aktuellen Podcast „Müller und Schulz. Podcast mit Haltung“ haben Elke Schulz und ich uns intensiv mit dem Thema Alter beschäftigt. Dabei fiel uns auf, wie vielfältig und oft klischeebeladen die Vorstellungen vom Alter sind. Es gibt eine Tendenz, ältere Menschen entweder als „unflexibel“ und „technologisch unfit“ darzustellen. Diese Stereotypen führen nicht nur zu Vorurteilen, sondern behindern auch die gegenseitige Wertschätzung und Zusammenarbeit zwischen den Generationen.

Besonders auffällig ist, dass jüngere Menschen oft als „unreif“ oder „unerfahren“ angesehen werden, selbst wenn sie bereits viel erreicht haben. Andererseits werden ältere Mitarbeiter häufig als weniger innovativ oder nicht mehr lernfähig betrachtet. Diese übertriebenen und einseitigen Darstellungen tragen dazu bei, dass wir wertvolle Erfahrungen und Perspektiven verlieren, die jede Altersgruppe mitbringt.

Altersdiskriminierung in der Arbeitswelt

Ebenfalls erfahren viele Menschen aufgrund ihres Alters Diskriminierung und Ablehnung. Gerade ältere Arbeitnehmer sehen sich häufig der Herausforderung gegenüber, bei Stellenangeboten oder Weiterbildungsmaßnahmen übergangen zu werden. Ein Beispiel, das mir persönlich bekannt ist, zeigt, dass Mitarbeitende ab Mitte 50 in einem Unternehmen nicht mehr zu Weiterbildungen eingeladen wurden. Diese Praxis schadet nicht nur dem Einzelnen, sondern dem gesamten Unternehmen, da erfahrene Mitarbeiter wertvolles Wissen und Kompetenzen besitzen, die jüngere so noch gar nicht mitbringen können. Oder wie schwer es für Menschen Ü50 ist, nochmal den Job zu wechseln. Da steckt die Diskriminierung oft schon in den Stellenanzeigen „Junges Team sucht …“ (was übrigens tatsächlich auch nach dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz eine Diskriminierung darstellt!). Geschweige denn, dass sie überhaupt zu einem Gespräch eingeladen werden. Da werden unglaubliche Chancen vergeben – in Zeiten von Fachkräftemangel!

Gleichzeitig kämpfen junge Menschen oft darum, ernst genommen zu werden und in verantwortungsvolle Positionen aufzusteigen. Hier sind es die vermeintlich fehlenden Jahre an Berufserfahrung, die ihnen im Weg stehen, obwohl sie bereits großartige Leistungen erbracht haben. Falls du dich fragst, wie Vorurteile unser Denken lenken und welche Macht Stereotype auf uns haben, dann schau doch mal hier vorbei!

Synergien zwischen Jung und Alt nutzen

Es gibt jedoch auch viele positive Beispiele für das erfolgreiche Zusammenarbeiten von verschiedenen Altersgruppen. In vielen Unternehmen wird mittlerweile „Reverse Mentoring“ praktiziert, bei dem jüngere Mitarbeiter*innen ihre älteren Kolleg*innen coachen. Dies kann besonders im Bereich neuer Technologien und digitaler Medien von großem Vorteil sein. Solche Initiativen zeigen, dass das Zusammenspiel von frischer Perspektive und langjähriger Erfahrung zu innovativen Lösungen und Erfolgen führen kann.

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis ist der Girls Day, bei dem junge Mädchen die Möglichkeit haben, ihre Ideen und Ambitionen zu präsentieren. Die Begeisterung und Kreativität dieser jungen Teilnehmerinnen in diesem Jahr war beeindruckend und zeigte, wie wertvoll es ist, unterschiedliche Altersgruppen in den Dialog einzubeziehen. Es verdeutlicht, dass der Austausch zwischen Generationen beiderseits bereichernd und inspirierend sein kann.

Die Zukunft gestalten: Chancen für alle Altersgruppen

Abschließend stellt sich die Frage, wie wir die vorhandenen Altersklischees überwinden können, um eine integrative und produktive Zusammenarbeit zu ermöglichen. Wir sollten uns bemühen, Vorurteile abzubauen und die Stärken jeder Altersgruppe anzuerkennen. Eine proaktive Haltung gegenüber der Vielfalt von Erfahrungen und Perspektiven kann dazu beitragen, die Potenziale aller Beteiligten optimal zu nutzen. Das bedeutet, dass wir sowohl den Beitrag älterer Mitarbeiter würdigen müssen als auch den frischen Ideen und dem Enthusiasmus der jüngeren Generation Raum geben sollten. Dies kann durch gezielte Maßnahmen wie intergenerative Projekte, Schulungen zum Thema ‚Unconscious Bias‘ oder „Umgang mit Diskriminierung‘ und einen offenen Dialog geschehen. Und natürlich ganz grundsätzlich über einen wertschätzenden Umgang mit der Vielfalt in der Organisation!