Zugehörigkeit beginnt mit Haltung und zeigt sich im Alltag
Jemand Neues kommt ins Team. Es gibt ein kurzes Hallo, vielleicht einen Platz am Fenster, ein bisschen Small Talk in der Küche und dann läuft alles weiter wie bisher. Klingt harmlos. Doch was für das Team Routine ist, kann für die neue Person eine echte Herausforderung bedeuten: Wie läuft der Hase hier? Wo sind die versteckten Regeln? Und will man mich hier überhaupt wirklich dabeihaben? Zugehörigkeit ist ein essenzieller Teil des Arbeitsalltags. Sie entscheidet darüber, ob Menschen sich einbringen, ob sie wachsen, ob sie bleiben. Und sie ist eng verknüpft mit einem Konzept, das in vielen Organisationen zwar bekannt ist, aber im Alltag zu wenig bewusst gelebt wird: psychologische Sicherheit.
Psychologische Sicherheit schafft Räume für Zugehörigkeit
Der Begriff wurde von Amy Edmondson, Professorin an der Harvard Business School, geprägt und meint ein Umfeld, in dem Menschen ihre Gedanken und Ideen teilen können, ohne Angst davor, ausgelacht, übergangen oder abgestraft zu werden. Wo psychologische Sicherheit gelebt wird, entsteht ein Klima des Vertrauens, und genau das braucht es, damit Zugehörigkeit entstehen kann. Nur wenn ich weiß, dass ich mit meiner Perspektive gesehen und ernst genommen werde, kann ich mich öffnen. Nur dann traue ich mich, Fragen zu stellen, Kritik zu üben, Hilfe zu holen oder neue Ideen einzubringen. Und nur dann kann ich mich als Teil eines Ganzen erleben.
Zugehörigkeit ist keine Aufgabe für HR, sie ist Haltung
Die Verantwortung dafür, dass sich Menschen willkommen fühlen, liegt nicht in einem Prozess oder in einer Checkliste. Sie liegt bei jedem Einzelnen. Wer schon länger Teil eines Teams ist, kennt die Abläufe, weiß, wie der Laden tickt, und sollte genau deswegen hinsehen: Wer bleibt außen vor? Wer wirkt unsicher? Und was kann ich tun, um Verbindung herzustellen? Zugehörigkeit entsteht nur durch echtes Interesse: Zuhören. Fragen stellen. Eine Einladung zum Kaffeetrinken. Die Anerkennung eines Beitrags. Das Ansprechen von Unklarheiten. Die Bereitschaft, auch unangenehme Themen auf den Tisch zu bringen in einer Art, die respektvoll und offen ist.
Vertrauen braucht Zeit, aber keine Ewigkeit
Gerade in den ersten Tagen und Wochen entscheiden sich viele Dinge. Wer hier gut begleitet wird, fasst schneller Fuß. Rituale helfen: ein gemeinsames Mittagessen pro Woche, eine feste Ansprechperson, ein Buddy-System. Und vor allem das Bewusstsein, dass man als Team etwas mitgestaltet. Es reicht nicht, einmal zu sagen: „Meld dich, wenn du Fragen hast.“ Menschen trauen sich oft nicht, nach Dingen zu fragen, von denen sie gar nicht wissen, dass es sie gibt. Und niemand will unangenehm auffallen. Es hilft, aktiv zu erklären, was zwischen den Zeilen steht: Wie läuft ein Meeting ab? Was ist hier guter Stil in der Kommunikation? Was passiert in der Teeküche, das nirgendwo dokumentiert ist?
Kleine Gesten, große Wirkung
Zugehörigkeit braucht also überhaupt keine großen Budgets. Es geht darum, Räume zu öffnen. Eine Kollegin, die mal bewusst jemanden mit in die Pause nimmt. Ein Kollege, der die Speisekarte übersetzt. Ein Team, das offen mit Fehlern umgeht. Eine Führungskraft, die ehrlich sagt: „Ich weiß das auch nicht, lass uns gemeinsam schauen.“ Solche Dinge können den Unterschied machen. Nicht nur für das Miteinander, sondern vor allem auch für die Leistungsfähigkeit des Teams. Denn dort, wo Menschen sich sicher und gesehen fühlen, entstehen neue Ideen. Da wird Kritik zur Chance. Und Zusammenarbeit zur echten Verbindung.
Haltung zeigt sich in der Art, wie wir uns begegnen
Wenn wir über Zugehörigkeit sprechen, sprechen wir über mehr als ein Gefühl. Wir sprechen über das Fundament, auf dem Lernen, Entwicklung und Veränderung möglich werden. Zugehörigkeit wird so zum Boden, auf dem Teams wachsen. Und psychologische Sicherheit ist der Dünger, der das überhaupt erst möglich macht. Es reicht nicht, „Willkommen“ zu sagen. Man muss es auch zeigen. Jeden Tag. In kleinen Gesten. In ehrlichen Gesprächen. Und im Willen, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen sich trauen, sie selbst zu sein.
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