Warum wir in den Unternehmen eine nachhaltige Willkommenskultur brauchen

Willkommenskultur – für viele ein abgedroschener Begriff, der 2015 bei der Ankunft der Geflüchteten eine Renaissance erlebte, zum Teil negativ konnotiert wurde und irgendwie immer mal wieder durch die Medien wabert.
Es muss uns gelingen, diesen Begriff positiv aufzuladen und in der Gesellschaft und vor allem in den Unternehmen aktiv umzusetzen und zu leben. Denn nur mit einer positiven Haltung zu diesem Begriff kann es gelingen, internationale Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.

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Willkommenskultur ist mehr als die Tür aufhalten

Eine Willkommenskultur im Unternehmen zu etablieren, ist weit mehr, als sich Gedanken zu machen, wie ein erstes Aufeinandertreffen neuer (internationaler) Mitarbeitender mit dem künftigen Team aussehen kann. Denn: Nach dem Willkommen geht es um die Etablierung einer Anerkennungs- und Bleibekultur. Jedes Unternehmen möchte die neuen Internationals langfristig binden. Dies gelingt nur bei gegenseitiger Anerkennung der jeweiligen Werte, Haltungen und Arbeitsweisen, es geht um die gegenseitige Wertschätzung und um die gleichberechtigte Teilhabe im Unternehmen. Diese Haltung wirkt sich auch positiv auf die Arbeitgeber-Attraktivität aus – ein wichtiger Punkt, denn aktuell ist der Arbeitsmarkt ein Bewerber*innen-Markt, auf dem sich Arbeitgeber*innen authentisch präsentieren müssen.

Eine Willkommens- und Anerkennungskultur ist nicht plötzlich da, indem die ersten Tage der Einarbeitung anders gestaltet werden. Die Adressaten sind auch nicht nur die Internationals, sondern alle Mitarbeitenden. Alle müssen dahinterstehen und aktiv eingebunden sein. Daher ist der beste Einstieg in das Thema, Führungskräfte zu sensibilisieren. Es geht dabei um interkulturelle Kompetenz, um ein Verständnis, wie sich internationale Mitarbeitende fühlen (siehe <LINK www.compass-international.de/compass-insights/blog/detail/news/hallo-kulturschock-dich-haette-ich-hier-nicht-vermutet/ _blank>Kulturschock</link>) und um den Aufbau integrationsfördernder Maßnahmen. Die steigende kulturelle Vielfalt im Unternehmen ist kein Selbstläufer, sondern braucht eine zielgerichtete Gestaltung hin zur interkulturellen Öffnung und einem diversitätsbewussten Umgang miteinander.

Die Führungskräfte sind der Schlüssel

Ihnen kommt bei der Gestaltung der Willkommens- und Anerkennungskultur eine Schlüsselrolle zu: sie sind Vorbilder für ihre Teams. Sie tragen die Wertschätzung der (kulturellen) Vielfalt in die Teams und sind verantwortlich für ein kultursensibles Miteinander. Daher ist eine grundlegende interkulturelle Sensibilität relevant, um den Dialog in den Teams positiv moderieren zu können. Es geht um die Wertschätzung der unterschiedlichen Handlungs- und Arbeitsweisen, der verschiedenen Kommunikationsstile und die dadurch entstehende Kreativität und Innovationskraft aktiv zu nutzen.

Dabei empfiehlt es sich, „Kultur“ immer wieder zum Thema zu machen, bei Meetings, in Gesprächen, bei gesonderten Terminen: Die Internationals können sich aktiv einbringen und über ihre Herangehensweise bei einem aufgetauchten Problem berichten oder Situationen, in denen es zu Missverständnissen kam, können gemeinsam bearbeitet werden. So werden aktiv unbewusste Vorurteile (unconscuois bias) abgebaut und ein Dialogprozess im Unternehmen etabliert.

Werte – ohne die geht es nicht

Darüber hinaus spielen die Werte des Unternehmens eine entscheidende Rolle. Welche Werte haben wir, um Vielfalt aktiv einzuladen, um diese sichtbar zu machen? Welches Verständnis haben alle Mitarbeitenden von den Werten? Werte sind nur bedingt universell, sondern stark kulturell geprägt.
Eine veränderte Willkommens-, Bleibe- und Anerkennungskultur spiegelt sich auch in den Werten wider. Es stellt sich also die Frage, wie passend diese sind und ob diese neu formuliert oder zumindest entsprechend be- und überabeitet gehören.

Willkommenskultur sollte nicht nur Mitarbeitende im Blick haben

Wer sich in die Situation der Internationals hereinversetzt, wird feststellen, dass diese mit einer Menge Herausforderungen konfrontiert sind. Diese werden größer, wenn die ganze Familie umgezogen ist.

Daher ist es entscheidend, dass sich das Unternehmen nicht nur für Themen der beruflichen Integration zuständig fühlt, sondern auch für die soziale Integration. Dazu gehört die Unterstützung bei der meistens schwierigen Wohnungssuche und den anstehenden Behördengängen, der Spracherwerb, auch für die Familienmitglieder oder die Suche nach der passenden Kinderbetreuung. Ja, diese Unterstützung kostet Geld, aber die Frage ist doch die: Was kostet es uns, wenn dringend benötigte Fachkräfte wieder kündigen, weil sie sich allein gelassen fühlen und sich aufgrund der andauernden Wohnungssuche nicht wirklich um den Job kümmern?

Fazit

Eine Willkommenskultur zu etablieren geht nicht mal eben so, sondern ist ein Prozess, der mehrere Handlungsfelder betrifft. Und sie wird im Wettbewerb um Fachkräfte zu einem strategischen Vorteil und steigert die Arbeitgeberattraktivität entscheidend.

Mehr dazu finden Sie meinem Buch.

oder

in unserem Workshop am 21. Juli „Nachhaltigkeit der Willkommenskultur – bleiben wäre optimal!“

Hier gibt es weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung.